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Da wo Liebe ist, ist auch Schmerz


Liebe Lunimaus,

ich schreibe dir diese Worte, da ich nicht weiß wohin mit meiner Trauer. Ich versuche nicht zu weinen, da ich weiß, dass du das nicht gewollt hättest. Schon allein, damit meine kleine Tochter nicht weinen muss. Denn seitdem mein kleiner Sonnenschein auf der Welt ist, hattest du auch eine neue Aufgabe, die du mit Liebe, Hingabe und Geduld gemeistert hast. Du hast es dir zur Aufgabe gemacht meine kleine Tochter vor allem Bösen auf dieser Welt zu beschützen und kein Hund hätte es besser machen können als du. Nun hoffe ich, dass Fitch deine Aufgabe übernehmen wird. Ich bin mir sicher, dass du ihn auf diese Aufgabe vorbereitet hast.

Ich kann mich noch genau an das Jahr 2013 erinnern. Die Zeit bevor du in mein Leben getreten bist war schwer, manchmal zu schwer für mich. Obwohl ich bereits Fitch an meiner Seite hatte, gab es nicht viel Sonne in meinem Leben. Der Zufall oder das Schicksal – wer vermag das schon zu wissen, hat uns zusammen gebracht. Ich habe durch eine Onlineanzeige von dir erfahren und wollte eigentlich nur mal zum Schauen und Knuddeln vorbeikommen. Da sah ich dich. Du bist am 01.05.2013 geboren und durftest einige Wochen bei deiner Mama und deinen Geschwistern verbringen. Von deiner Züchterin und der Umgebung in der du aufgewachsen bist, war ich nicht gänzlich überzeugt. Sie sagte mir, dass du der letzte Hund aus dem Wurf bist, der noch zu haben wäre. Ehrlicher Weise hat sie mir von deinen Leiden und wie Sie es sagte „Mängeln“ erzählt. Du hattest bereits eine große Narbe an der Stirn und zwei krumme Pfoten. Niemand wollte dich haben. Als erfahrende Hundemama war mir klar, dass hier sicher etwas nicht stimmte. Aber so wie du mich angesehen hast, konnte ich dich einfach nicht da lassen.

Die Zeit verging und wir drei sind durch Dick und Dünn gegangen. Du hattest einen riesigen Dickschädel, aber ich liebte dich bereits am ersten Tag. Wir haben gegen unsere Gemeinde, Versicherungen und Vorurteilen gekämpft. Du bist mit mir mehr als einmal umgezogen, hast mir bei Liebeskummer geholfen, hast mir mein Kissen im Bett geklaut und warst immer an meiner Seite. Du hast mich zu meinem Pferd begleitet und nicht einmal auf Kommando Platz gemacht. Du hast meine teuren Schuhe zerkaut und mich auf meinen Reisen begleitet, hast mir geholfen schwere Entscheidungen zu treffen, hast mich in schwerer Krankheit nicht allein gelassen. Du hast meinen Babybauch beschützt und warst der beste Nannydog den man sich nur wünschen kann. Ich weiß, dass es seit der Geburt meiner Tochter neue Regeln im Haus gab. Aber auch die hast du, wenn auch mit Ausnahmen, befolgt. Ich bin der festen Überzeugung, dass du deine Zeit bei mir sehr genossen hast. Und doch ist mein Herz schwer. Ich habe deine Krankheit nicht rechtzeitig erkannt. Ich war als du angefangen hast dich öfter zu Übergeben bei vielen Tierärzten. Ich habe dir viele Untersuchungen zugemutet, doch leider hat kein Arzt erkannt, dass du ein schweres Nierenleiden hattest. Du warst so tapfer und hast nie gezeigt, dass es dir nicht gut geht.

Könnte ich die Zeit zurück drehen, hätte ich vieles anders gemacht. Ich weiß das du und Fitch in der Zeit nach der Geburt meiner Tochter nicht mehr meine ganze Aufmerksam hattet und doch hab ich versucht euch beide in die neue Familiensituation einzubinden. Denn ihr seid für mich nicht einfach nur Hunde. Ihr seid Familie. Weißt du noch? Ohana heißt Familie. Das bedeutet, dass alle zusammenhalten und niemand zurück bleibt. Das mag viele Menschen stören bzw. werden viele mich für verrückt halten, aber genauso viele Menschen werden auch so fühlen wie ich. Mit den Jahren hatte ich immer mehr Angst um dich und insgeheim wusste ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Doch dann ging es dir wieder besser und die Angst verflog. Gelegentlich hast du Gras gefressen und dann war dir wieder übel, aber das sei normal versicherten mir alle. Doch auf einmal war alles anders. Du warst anders. Ich brachte dich in die Tierklinik und die Ärzte gaben mir Hoffnung. Nach zwei Tagen in der Klinik hab ich dich abgeholt. Die Diagnose traf mich wie ein Schlag ins Gesicht und ich musste nur noch weinen. Ein lieber Mensch schrieb mir, ich solle nicht vor dir weinen, da du dann denkst du hast etwas falsch gemacht. Also riss ich mich zusammen und lachte mit dir.

Deine Nieren waren kaputt und nach Aussage der Ärzte auch nicht mehr als solche zu erkennen. Die Prognose war schlecht. Zwei Tage oder länger, aber nicht mehr bis Weihnachten. Mit diesen Gedanken wollten wir uns nicht beschäftigen. Wir wollten dir jetzt eine schöne Zeit bereiten und waren voller Hoffnung noch ein paar schöne Tage mit dir zu haben. Zuhause angekommen wolltest du nicht zu uns. Du wolltest in den Garten, in die letzte Ecke unter einen Stein. Es zerriss mir das Herz. Ich konnte dich dann doch überreden mit uns auf die Terrasse zu kommen. Ich höre wie deine Atemzüge immer schwächer werden. Lieber hätte ich dich in meinen Armen, aber du wolltest die Ruhe und Abgeschiedenheit.

Ich hab dir gedankt, mich entschuldigt und geflüstert, dass ich dich liebe. Ich habe dir das in der letzten Zeit nicht so häufig gesagt, aber die Liebe war immer da. Immer wenn ich dir nachts den Kopf gestreichelt hab. Immer wenn ich mich zu dir auf den Teppich setzte und auch immer wenn du mir im Weg gelegen hast. Ich hätte dich bereits in der Tierklinik gehen lassen können, doch das wollte ich dir nicht antuen. Ich hatte die Hoffnung, dass du mit den Medikamenten und Ruhe zumindest noch ein paar schöne Tage haben kannst. Was hätte ich anders machen können. Wahrscheinlich nichts. Doch ab heute und das verspreche ich dir meine kleine Maus, bin ich aufmerksamer. Mit meinen Lieben und auch mit mir selbst. Meine kleine Luni du hast von uns so viele Spitznahmen bekommen: Möööh, Schluniiii, KKF, Lunimaus. Keiner dieser Namen kann wirklich ausdrücken wie viel wir für dich empfunden haben und wie sehr du unser Leben bereicherst hast. Danke, dass du mein Leben so viel heller und schöner gemacht hast. Als ich sah, dass es dir zunehmend nicht besser ging und du auch nicht mehr essen wolltest, hab ich einen sehr lieben Tierarzt gerufen. Als dieser kam, bist du zum ersten Mal seit Tagen freudig aufgesprungen und bist zurück in dein Körbchen gegangen. Du hast so sehr mit deinem Schwänzen gewedelt. Zum ersten Mal seit Tagen warst du wieder du. Ich bin mir sicher, du weißt, dass ich nicht wollte dass du noch mehr leiden musst. Die bisher schwerste Entscheidung meines Lebens. Bis zuletzt warst du nicht allein. Wir waren bei dir. Du bist am Dienstagabend eingeschlafen. Da wo Liebe ist, da ist auch Schmerz. Du warst ein Hund, den niemand wollte und bist zu einem Engel geworden, den niemand gehen lassen wollte. Wir lieben dich.


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