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Briefe an dich

28. März 2017 

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Meine kleine Erdnuss,

du kennst mich noch nicht, denn noch bist du nicht auf der Welt. Ich bin deine Mama. Du bist jetzt fast 4 Monate in meinen Bauch und sorgst jetzt schon dafür, dass meine Hosen nicht mehr passen. Ich weiß nicht, ob du als kleines Pummelchen oder als winziges Würmchen zur Welt kommst. Ob du helle oder dunkle Haare haben wirst, ob sie lockig oder glatt sein werden. Ich weiß nicht, wer du sein wirst, aber ich weiß, wer ich bin. Und dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen. Ich möchte dass du weißt, dass ich dich sehr lieb hab und mich riesig auf dich freue. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass dies nicht immer so war. Am Anfang der Schwangerschaft, hatte ich große Angst vor der Zukunft, doch dein Papa hat versucht mir die Ängste zu nehmen und dafür liebe ich ihn sehr. Die Veränderungen in meinen Körper, die Ängste vor der Zukunft, die Geister, die mich nachts nicht schlafen lassen, haben dafür gesorgt, dass dein Papa es nicht mehr schaffte mit mir glücklich zu sein. Ich möchte, dass du weißt, dass du daran keine Schuld hast. Ich möchte aber auch, dass du weißt, dass ich alles versucht habe, dass dein Papa uns nicht aufgibt. Leider sieht er in mir nicht mehr die Person in die er sich einst verliebte. Ich beneide all die werdenden Eltern, die gemeinsam Strampler und Mützchen aussuchen und sich im Wartezimmer bei den Ärzten gegenseitig die Angst nehmen. Ich sitze immer allein im Wartezimmer und bete zu Gott, dass es dir gut. Gestern war ich allein in der Stadt und habe dir was zum Anziehen gekauft, damit du nicht die Sachen aus dem Krankenhaus anziehen musst, wenn wir beide zum ersten Mal nach Hause fahren. Ich hoffe es gefällt dir. Es ist ein rosa Stampler und ein weißes Hemdchen. Sicherlich brauche ich noch eine Jacke für dich, aber auch die soll was ganz besonderes sein, also suche ich noch danach. Heute Abend habe ich wieder einen Termin beim Arzt, der schaut, dass es dir gut geht. So wie es aussieht hast du nur eine Nabelschnurarterie, aber hab keine Angst, das ist wohl ein Spiel der Natur. Jedes Mal wenn ich dich beim Ultraschall durch meinen Bauch turnen sehe und dein kleines Herzchen schlägt stehen mir die Tränen in den Augen. Schade dass dein Papa das nur einmal sehen konnte. Deiner Mama geht es gerade nicht so gut, aber für dich versuche ich viel zu Trinken und gesund zu essen. Mach dir keine Sorgen, ich schaffe das schon irgendwie. Auch wenn ich mir jede Sekunde deinen Papa an meiner Seite wünsche, dass ich auf seiner Brust einschlafe und er dir auch gute Nacht sagen kann, wenn er meinen Bauch streichelt. Ich weiß nicht ob es stimmt, aber ich habe gelesen, dass du diese Berührungen jetzt schon wahrnehmen kannst. Meine kleine Erdnuss im Bauch, ich weiß noch nicht wie wir das alles allein schaffen. Aber ich verspreche dir, dass ich mich anstrenge. Jetzt und später. Damit du keine Angst haben musst. Ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, um dir eine gute Mama zu sein. Ich versuche mutig zu sein, damit du keine Angst haben musst. Ich will dir zeigen, dass du dir an meinen Ängsten kein Beispiel nehmen sollst. Du sollst, solange ich da bin, vor nichts auf der Welt Angst haben müssen. Meine kleine Maus, bald, ganz bald sogar beginnt die Zeit, in der ich dich nicht mehr in meinem Bauch beschützen kann, sondern darauf vertrauen muss, dass du das schaffst. Dass wir das schaffen.

 

Deine Mama.

 

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29. März 2017

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Meine kleine Erdnuss,

heute bin ich wieder in einer kleinen Wohnung in Nürnberg allein aufgewacht. Dein Papa war nicht da. Dabei habe ich so gehofft, dass es alles nur ein böser Traum war. Du weißt noch nicht was träumen ist, aber bald wirst du das täglich Erlebte im Traum verarbeiten und ich wünsche mir für dich, dass du nur gute Träume haben wirst. Gestern war ich wieder bei einem speziellen Arzt, der schaut ob mit dir alles in Ordnung ist. Dein kleines Herzchen schlägt und du hast mit deiner kleinen Hand gespielt und versucht deine Nabelschnur zu fangen. Das war das erste Mal, dass ich seit Tagen gelächelt habe. Der Arzt sagt, dass bei dir alles gut ist. Wir müssen nur jetzt öfter alles kontrollieren lassen, da du nur eine Nabelschnurarterie hast. Aber keine Angst, ich werde das regelmäßig untersuchen lassen. Deiner Mama geht es noch nicht besser und der Arzt sagt, ich darf die Traurigkeit nicht so an mich heranlassen, da es auch deine Entwicklung beeinflusst. Heute habe ich mich daran erinnert, wie ich deinen Papa zum ersten Mal getroffen habe. Wir haben uns in Erfurt verabredet. Das ist quasi die Mitte zwischen dem Wohnort deiner Oma und deines Papas. Ich war ganz aufgeregt, weil ich ja gar nicht richtig wusste wie er aussieht, da ich nur ein Foto von ihm kannte. Auf dem Domplatz in Erfurt war es dann soweit. Ganz untypisch für deine Mama war ich pünktlich und habe ganz zappelig auf deinen Papa gewartet. Als er die Treppe vom Parkhaus nach Draußen ging habe ich ihn sofort erkannt – er musste mich ein bisschen suchen. Wir haben dann den ganzen Nachmittag in Erfurt verbracht und hatten uns so viel zu erzählen. Deine Mama hat vor der Schwangerschaft nämlich ganz viel Kaffee getrunken, so haben wir die Cafés in Erfurt unsicher gemacht. Scheinbar schmeckt dir Kaffee nicht und ich trinke derzeit keinen mehr. Ich habe mich sofort sehr wohl bei ihm gefühlt und mich sogleich in ihn verliebt. Ob es bei ihm genauso war, kann ich dir leider nicht sagen, aber wenn du größer bist, kannst du ihn bestimmt fragen – ich bin mir sicher er wird sich erinnern. Soll ich dir was Lustiges erzählen? Dein Papa hat Höhenangst. Deine Mama konnte es sich nicht nehmen lassen ihn in das Riesenrad auf dem Domplatz zu zerren. An dem Tag war nämlich Oktoberfest in Erfurt und die Erfurter feierten ein kleines Volksfest. Dein Papa hat sich zuerst mit Händen und Füßen gegen das Riesenrad gewährt, doch irgendwie hab ich es doch geschafft, dass er mit mir eine Runde fährt. Er hatte große Angst und wollte die schöne Aussicht gar nicht so recht genießen, doch ich genoss die Zeit mit ihm umso mehr. Die Zeit verging wie im Flug und schon bald war es spät und dunkel. Weil wir uns nicht so recht voneinander trennen wollten, haben wir nach einem Hotel zur Übernachtung gesucht. Dein Papa war ganz verlegen und hat gefühlte 100 Mal gesagt er würde auf der Couch schlafen, damit ich das Bett ganz für mich allein habe. Leider war es nicht möglich so kurzfristig ein Hotel zu finden. Nach einer langen Umarmung haben wir uns dann in unsere Autos gesetzt und sind nach Hause gefahren. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon sehr traurig, weil ich ihn eigentlich nicht gehen lassen wollte. Auf dem Heimweg habe ich den Nachmittag noch einmal an mir vorbeiziehen lassen. Schon jetzt habe ich ihn vermisst. Du weißt noch nicht was vermissen ist und ich hoffe, dass du das auch nicht so schnell lernen musst.

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Deine Mama.

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30. März 2017

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Meine kleine Erdnnuss,

heute früh wurde ich von einer kleinen Blaumeise geweckt, die beharrlich auf dem Balkon saß und trällerte. So richtig wollte ich die Augen nicht aufmachen, aber wenn man schon mal wie Cinderella geweckt wird, dann steht man auch auf. Wenn du da bist schaue ich mir mit dir auch den Film Cinderella an. Ich bin mir sicher, dass du den Film auch mögen wirst. Besonders Karli die dicke Maus wird dich zum Lachen bringen, da bin ich mir sicher. Du kannst das nicht wissen, aber deine Oma und deine Uroma mussten mit mir auch immer diesen Film schauen. Es wartet eine große Familie hier Draußen auf dich, die sich alle riesig auf dich freuen und es kaum erwarten können dich endlich kennen zu lernen. Besonders meine zwei Hunde Luni und Fitch erwarten dich schon mit großer Aufregung. Bevor ich wusste, dass es dich gibt, wusste mein Fitch es schon. Bereits im Januar fing er an sich immer auf meinen Bauch zu legen und dich vor allem und jedem zu beschützen. Erst fünf Wochen später wusste ich warum er das macht. Denn dann hab ich von dir erfahren. Luni und Fitch werden dir gute Freunde sein und immer auf dich aufpassen. Sie werden dir zuhören, mit dir kuscheln und dich aufmuntern wenn du traurig bist. Aber sie werden dir auch dein Stofftier klauen und sich damit hinter der Couch verstecken, bis sie ein schlechtes Gewissen haben und es dir wieder bringen. Du wirst die beiden sehr lieb haben. Momentan passen deine Urgroßeltern auf die beiden auf, da meine kleine Wohnung in Nürnberg viel zu winzig für uns drei wäre. Deine Mama wohnt eigentlich in Berlin Lichtenberg und ist für ein Projekt und natürlich deinen Papa nach Nürnberg gekommen. Ich habe mich sehr darauf gefreut mit ihm die Schwangerschaft zu genießen und uns die Zeit zu vertreiben bis zu endlich da bist. Wie lange ich noch hier arbeiten darf, ob ich gänzlich hier bleibe oder ob wir zurück nach Berlin gehen, kann ich dir noch nicht beantworten. Aber egal wo wir sein werden, ich werde dafür sorgen, dass du ein schönes Zuhause hast und dich wohlfühlst. Dein Papa hat gesagt, dass er dich, wenn du da bist auch besuchen kommt. Du wirst dich freuen ihn kennenzulernen und wenn er dich zum ersten Mal auf dem Arm hat, wird er sich sofort in dich verlieben. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg. Meine kleine Erdnuss, ich habe jetzt schon große Angst allein im Kreissaal zu sein. Niemand der meine Hand hält und fest an mich glaubt oder einfach nur da ist. Ich hoffe und glaube fest daran, dass wir das dennoch schaffen.

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Deine Mama.

 

 

31. März 2017

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Meine kleine Erdnuss,

scheinbar hast du heute Nacht nicht sehr gut geschlafen, denn heute früh ging es mir auch nicht gut. Ich habe länger als sonst zum Aufstehen gebraucht, da mir sehr übel war. Nach einer warmen Tasse Tee wurde es aber besser. Ich glaube du magst es wenn ich warme Getränke zu mir nehme, denn dann kann ich dich manchmal in meinem Bauch spüren. Gestern war ich im Tiergarten in Nürnberg und habe mir all die verschiedenen Tiere angeschaut und die ersten Sonnenstrahlen genossen. Ich habe auch zum ersten Mal Delphine gesehen. Wenn du da bist und das Wetter schön ist, werde ich dich warm einpacken und dir auch die ganzen Tiere zeigen. Scheinbar haben viele Mamas diese Idee, denn überall im Tierpark konnte ich Kinder mit ihren Eltern sehen, wie sie sich über die großen Tiere freuten. Ich kann es kaum erwarten wie du aus deinen Kinderwagen heraus den Wildpferden zuwinkst. Ich bin mir sicher, dass dein Papa uns das ein oder andere Mal begleiten wird und mit dir den Spielplatz erkundet. Da gibt es Schaukeln und große Rutschen und viele andere Dinge zu entdecken. Ich freue mich wirklich sehr auf dich. Ich habe dir noch gar nicht von Sam erzählt. Er ist ein weißes Pony mit großen schwarzen Flecken. Er hat auch schon neugierig an meinen Bauch gestupst und sich gewundert warum ich auf einmal so eine dicke Kugel habe. Mal sehen ob du auch so eine große Neugier und später Leidenschaft für Pferde entwickelst wie ich. Denn ich war schon als kleines Mädchen ein großer Pferdenarr. Er ist ein lustiges Pony, welches gern Schubkarren umstößt und so ziemlich alles für ein Möhrchen tut. Wenn du größer bist und keine Angst hast, können wir gemeinsam mit ihm spazieren gehen und die Sonnenstrahlen fangen. Der kleine Fitch wird uns wohl nicht begleiten, da er Angst vor Pferden und den Zäunen der Koppel hat, aber Luni wird mit uns spazieren gehen und munter um Sam herumlaufen. Die beiden spielen oft Fangen auf der Koppel und es ist immer schwierig Luni wieder einzufangen. Es wird schön für mich sein, euch beim Spielen zuzusehen. Bis es soweit ist, werde ich dich in meinen Bauch tragen und auf dich aufpassen. In zwei Wochen habe ich erneut einen Termin beim Arzt. Dann kann ich wieder sehen, wie groß du schon bist und wie viel Spaß du hast mit deiner Nabelschnur zu spielen. Jedes Mal bekomme ich dann ein Ultraschallbild von dir, welches ich mir oft zu Hause anschaue. Es ist so erstaunlich, dass alles schon da ist. Du hast zehn Finger und zehn Zehen und auch deine kleine Nase kann ich bereits gut erkennen. Jeden Abend, wenn ich im Bett liege, lege ich meine Hand auf meinen Bauch und sage dir gute Nacht. Manchmal schlafe ich auch so ein. Ich hoffe, dass du merkst wie sehr ich dich jetzt schon lieb hab.

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Deine Mama.

 

 

03. April 2017

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Meine kleine Erdnuss,

selbst der warme Tee am Morgen hilft mir nicht mehr gegen die Übelkeit. Meine Träume reißen mich nachts unliebsam aus dem Schlaf und dann streichle ich meinen Bauch bis ich wieder einschlafen kann. Die Nächte allein werden auch mit der Zeit nicht erträglicher und wenn du da bist, hoffe ich, dass ich das allein durchstehe. Aber vielleicht bist du nachsichtig mit deiner Mama und schläfst sehr viel. In zehn Tagen darf ich dich wieder auf dem Monitor bestaunen. Ich bin gespannt, ob du wieder ein bisschen gewachsen bist und hoffe, dass es dir gut geht. Ich mache mir jeden Tag große Sorgen um dich. Ich weiß das sollte ich nicht, aber wenn man seine Sorgen und Ängste mit niemanden teilen kann fällt es schwer. Ich wünschte dein Papa würde mich in den Arm nehmen und sagen, dass alles gut wird. Er würde es schaffen, dass ich nicht mehr weinen muss und er würde auch die bösen Träume vertreiben, das hat er immer geschafft. Ich muss jeden Tag an ihn denken und hoffe insgeheim, dass er es auch tut. Aber meine kleine Erdnuss, wir müssen jetzt tapfer sein, denn Dinge kann man nicht erzwingen. Auch der Arzt meinte, ich muss nun an mich denken und auf mich aufpassen, damit es dir gut geht. Du wirst sehen, dass auch wir zwei ein gutes Team sein werden. Wusstest du, dass deine Oma, deine Mama auch allein aufgezogen hat? Naja, nicht ganz allein. Deine Urgroßeltern waren immer da, wenn deine Oma Hilfe brauchte, aber grundsätzlich hat sie sich dieser Herausforderung allein gestellt. Erst als ich fünf oder sechs Jahre alt war, hat sie deinen Opa kennengelernt. Seitdem sind die beiden ein kurioses Paar und gehen seit über zwanzig Jahre durch dick und dünn. Im Frühjahr 2018 wollen die beiden heiraten und du bist dann schon da. Dann können wir von dem Kuchen naschen und Reis werfen. Du wirst niedlich aussehen in deinem kleinen Kleidchen und wenn das Datum so bleibt wirst du 5 Monate alt sein. Vielleicht passt deine Mama dann auch wieder in ein schönes Kleid. Deine Oma hat mir zum Abschluss meines Abiturs ein Gedicht in mein Jahrbuch geschrieben, leider kenne ich den Autor nicht, aber es berührt jedes Mal wenn ich es lese.

„Es gibt Momente da wünschte ich, ich wäre ein Boot für Dich.

Ein Boot, das Dich fortträgt wo immer Du Dich hin sehnst.

Ein Boot, das schwer genug ist, für all Deinen Ballast, den Du mit Dir trägst.

Ein Boot, das niemals kentert, egal, wie unruhig Du bist egal, wie stürmisch, die Lebenssee ist auf der wir treiben.“

 

Meine Kleine Erdnuss, du bist der Grund, warum ich noch nicht aufgegeben habe, warum es sich lohnen wird auch mit so viel Schmerz im Herzen weiter zu machen. Danke, dass du da bist.

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Deine Mama.

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10. April 2017

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Meine kleine Erdnuss,

tut mir leid, dass es etwas gedauert hat, bis ich dir wieder schreiben konnte. Aber da es deiner Mama die letzte Woche nicht so gut ging musste ich viel schlafen und mich ausruhen. Ich hatte einfach keine Kraft um am Computer zu sitzen. Aber heute schreibe ich dir zum ersten Mal einen Brief und habe dabei ein Lächeln im Gesicht. In der letzten Woche ist viel passiert und ich möchte dir heute ein bisschen davon erzählen. Zum ersten Mal hat dein Papa bewusst, wegen dir, über meinen Bauch gestreichelt. Diese Berührung ging mir so nah, dass mir Tränen in den Augen standen. Du musst auch gespürt haben, wie gut mir diese Berührung tat, denn nur kurze Zeit später ging es deiner Mama besser und die Übelkeit war vergessen. Der Besuch deines Papas ging leider viel zu schnell vorbei, doch die paar Stunden, die wir verbringen konnten habe ich sehr genossen. Wir haben viel erzählt und er freut sich auch schon so sehr auf dich. Leider musste er wieder nach Hause und ließ mich in Nürnberg zurück. In diesem Moment schlugen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen war ich sehr glücklich, dass er mich besucht hat – auch er macht sich Sorgen um dich, auch wenn er mir zur Liebe stark ist und das nicht zeigt. Zum anderen war es schmerzlich ihn gehen zu lassen und wieder eine Nacht allein zu verbringen. Aber ganz allein bin ich ja nicht. Du machst dich ab und zu in meinen Bauch schon bemerkbar und das fühlt sich wie ein kleines Wunder an. Verstecken kann ich dich im Übrigen nur noch schwer, denn meinen kleinen Bauch kann man fast nicht mehr übersehen. Am nächsten Morgen ging es deiner Mama wieder nicht so gut. Ich setzte mich in mein Auto und bin zu meinen Arzt gefahren. Der hatte aber noch geschlossen und ich wusste nicht wohin. Also hab ich deinen Papa besucht. Der hatte nämlich Nachtschicht und hat schon geschlafen, ich habe ihn dann geweckt um ihn zu fragen ob ich bleiben dürfte. Er hat mich dann in den Arm genommen und die Welt war für ein paar Stunden gut, denn ich bin in seinen Armen eingeschlafen während er seine Hand schützend an meinen Bauch hielt. Als ich aufwachte war es Zeit zum Arzt zu gehen. Mir ging es zwar schon besser, aber richtig wohl fühlte ich mich nicht in meiner Haut. Der Arzt sagte ich müsste mich ausruhen, viel trinken und schlafen. Dann würde es mir und meinen Kreislauf auch wieder besser gehen. Brav hab ich befolgt, was mir empfohlen wurde und es wurde Tag für Tag ein bisschen besser. Am Sonntag ging es mir schon so gut, dass dein Papa und ich ein Eis essen waren. Der kleine Spaziergang durch die Frühlingssonne tat mir sehr gut – vor allem, da er meine Hand fest in seiner hielt. Am Donnerstag hab ich wieder einen Termin beim Arzt – aber diesmal geht es nicht um mich, sondern um dich. Ich freue mich schon sehr dich wieder zu sehen und zu staunen wie groß du doch schon geworden bist. Dein Papa versucht auch mit zu dem Termin zu kommen, ich hoffe er bekommt auf Arbeit eine Stunde frei. Meine kleine Erdnuss, vielleicht haben wir doch die Chance, eine richtige Familie zu sein. Ich wünsche mir neben deiner Gesundheit nur eins – das du mit Mama und Papa aufwachsen darfst.

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Deine Mama.

 

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